Erlebnisbericht: Kurs Schnitt-Technik Kleid bei Unique
Es ist zwar schon eine Weile her, dass ich den Kurs Schnitt-Technik Kleid bei der Unique Fachschule für Mode & Schnitt in St. Gallen besucht habe. Doch wie so oft kommt immer etwas dazwischen, bis man den Blogartikel geschrieben hat. Doch heute will ich dir endlich erzählen, wie so ein Kurs abläuft und was du dabei lernen kannst: eine ganze Menge nämlich!
Der Kursanbieter: Unique
Die Unique Fachschule kenne ich schon länger und bin im regen Austausch mit der Gründerin Barbara Keel. Und diesen Sommer habe ich zum ersten Mal selbst an einem Kurs teilgenommen. Übrigens: Barbara schreibt immer wieder Blogartikel über Nähtechnik für den Stoffwald – du findest sie auch unter der Blog-Kategorie Nähschule!
Der Kursort der Unique sind in St. Gallen, nicht grad im Zentrum aber dennoch gut erreichbar mit dem Auto oder dem ÖV. Für Autofahrer (bzw. Auto-Parkierer) empfieht es sich, die Parkplatz-App “ParkingPay” zu installieren, so kann man das Auto den ganzen unbekümmert Tag stehen lassen.
Die Räumlichkeiten sind schön hell und top eingerichtet: Bügeleisen, Büste, hohe Tische, Nähmaschinen, Overlock und Coverlock – alles da und alles vom feinsten. Bei den Over- und Coverlock-Maschinen sind BabyLock Maschinen vorhanden, die Rolls Royce unter den Overlock-Maschinen! Natürlich kannst du auch deine eigene Maschine mitbringen.
Die Kursleiterinnen
Besucht habe ich zwar nur einen Kurs bei der Gründerin Barbara Keel persönlich – doch habe ich einige andere Kursleiterinnen kennengelernt und kann nur sagen: die können was! Hier sind Kursleiterinnen am Werk, die wissen was sie tun und dies auch gut uns systematisch vermitteln können. Die gut strukturierten und gut aufgebauten Kurse sowie die sauberen Unterlagen tragen weiter dazu bei, dass man schnell vorwärts kommt und das Wissen systematisch aufbaut – und auch “da” hat zum später nachschlagen.
Die Kurse
Die Unique bietet einen Basislehrgang an, wo du die Grundtechniken des Schnittzeichnens und des Nähen lernst. Der Basislehrgang besteht aus vier Modulen: Hose & Jupe, Jersey, Bluse & Kleid sowie Jacke, Manel & Blazer. Jedes Modul dauert ein Semester, jeweils samstags. Zwei der vier Module können auch als Fernkurs besucht werden, wo viel im Selbststudium erarbeitet wird mit nur sechs Präsenztagen. Wer alle vier Module besucht hat und die Prüfung besteht, erhält das Diplom “Fashion Stylist”.
Wer sein Wissen weiter vertiefen möchte kann die weiterführende Fachausbildung Fashion Professional besuchen. Hier gehts nicht nur um “Grundschnitte”, sondern darum aktuelle Trends aufzugreifen und in den Schnitten umzusetzen, Kollektions-Design sowie um Farbeberatung & Stil. Auch diese drei Module dauern je ein Semester und wer alle besucht hat und die Prüfung besteht erhält das Diplom als “Fashion Professional”.
Des Weiteren bietet die Unique diverse Einzelkurse, die individuell nach Interesse besucht werden können. So gibt es zum Beispiel einen Kurs für Herrenschnitte, Stoffkunde – oder eben einen Kurs Schnitt-Technit für ein Kleid, wie ich ihn besucht habe. Diese Kurse sind kürzer, z.B. 3 Tage, in sich abgeschlossen und arbeiten nicht auf ein Diplom hin. Viel lernen wirst du aber auch in diesen kurzen Kursen!
Der Kompaktkurs Schnitt & Nähen: Kleid
Den Kurs, den ich besucht habe, hiess Kompaktkurs Scnitt & Nähen: Kleid und dauerte drei Kurstage. Für mich waren die Kurszeiten tagsüber unter der Woche ideal, weil ich dann keine extra Kinderbetreuung brauchte. Im Kurs waren wir fünf Frauen und geleitet wurde er von Barbara Keel persönlich.
1. Ausmessen
Zum Einstieg wurden wir alle ausgemessen, das heisst, wir massen uns gegenseitig aus! Denn nur wenn man seine Masse kennt, kann man den richtigen Schnitt und die richtige Grösse auswählen. Dabei entdeckten wir spannende Dinge, z.B. dass zwei Frauen mit der gleichen Oberweite von 100cm ganz anders aussehen können: die eine ist schmal mit grossem, vorstehendem Busen, die andere hat vielleicht wenig Busen aber einen breiten Rücken. Und beide haben 100cm Oberweite! Man kann sich also nicht alleine auf die nacken Zahlen verlassen (für einmal!) sondern muss immer noch mit dem geschulten Auge die Figur ansehen und allenfalls weitere Masse wie die Rückenbreite oder die Brusttiefe berücksichten und anpassen.
2. Schnitt-Technik (Theorie)
Als nächstes gab es einen kurzen Theorie-Teil: Wir bestimmten, welcher Grundschnitt am ehesten zu unserer Figur passt und wie man die wichtigsten Anpassungen an einem Grundschnitt macht: etwa die Verschiebung des Brustpunktes, die Verbreiterung oder Verschmälerung der Schultern oder die Versetzung der Taillenlinie. Dies alles ist nicht schwierig, wenn man weiss wie – und uns wurde es anhang von kleinen Papiermodellen im Massstab 1:4 gezeigt. Dabei konnten natürlich die persönlichen Anpassungen besprochen werden.
3. Grundschnitt anpassen (Praxis)
Als nächstes haben wir den Grundschnitt für uns kopiert und die Anpassungen für unsere Figur gemacht: So hat jede den Brustpunkt an die richtige Stelle verschoben, Schulter- und Taillenlinien korrigiert und wenn nötig weitere Anpassungen gemacht.
4. Sein Kleid entwerfen
Nun war die Zeit gekommen, um sein eigenes Kleid zu entwerfen! Jede Teilnehmerin durfte sich einen Schnitt ausdenken, den sie nähen wollte. Weil der Kurs nur drei Tage dauerte, wurden hier schon in der Kursausschreibung Einschränkungen mitgegeben: es soll ein Schnitt aus nicht elastischem Stoff sein und ohne Ärmel und Kragen. Doch auch diese Einschränkungen liessen sehr viel Spielraum und es wurde munter drauflos gezeichnet. Die Kursleiterin Barbara und die anderen Teilnehmerinnen waren da um zu helfen oder Tipps zu geben, welche Schnittführung besser zur Figur passt.
Ich für mich wollte ein bequemes und figurfreundliches Sommerkleid (ein Sommer mehr ohne Bikinifigur, aber es wird wohl nicht der letzte sein, ich finde mich langsam damit ab…) mit Taschen und einem ganz schlichten Schnitt. Ich wollte das Kleid in den Sommerferien aber auch mal im Büro tragen können. Die Skizze war schnell gemacht und auch die Anpassungen am Grundschnitt waren nicht sehr gross.
Ja und dann wurde dieses Schnittmuster gezeichnet! Und zwar auf seine eigenen persönlichen Masse.
Das ist wohl DER magische Moment: Wenn etwas, was du dir vorstellst plötzlich als Schnittmuster vor dir liegt! Einfach nur toll!
Die meisten haben den Schnitt erst aus Nesselstoff ausgeschnitten, zusammengesteckt und anbrobiert. So konnten noch letzte Korrekturen gemacht werden am Schnittmuster, bevor der “richtige” Stoff zugeschnitten wurde.
Apropos Stoff: Du siehst hier viele Modelle aus Leinen von Stoff-Troll!
5. Näh-Techniken
Da es mit dem Schnittmuster alleine noch nicht getan ist, sondern man das Kleid auch noch nähen muss, gab es sodann einen Näh-Technik-Teil. Barbara zeigte uns einige Tricks, die man bei einem Kleid aus Webstoff fast immer braucht: Wie man einen unsichtbaren Reissverschluss einnäht zum Beispiel (und dies auch mit einem Beleg) oder wie man den Beleg fixiert, so dass er nicht immer hervorblitzt. Dies wurde in der Theorie erklärt – mit Beispiel-Mustern, wo jeder Schritt einer nach dem anderen erklärt war. Dann bekam jede Teilnehmerin ihren eigenen Übungsblätz und hat es selber ausprobiert, bevor sie es dann an ihrem Kleid umsetzte.
6. Kleid fertig nähen
Ja und dann wurde das Kleid genäht und zwar bis zum Ende. Dabei konnte man die tollen Maschinen, z.B. die Cover mit Bandeinfasser, benützen und sein Kleid fertig nähen.
Herausgekommen sind einige tolle Leinenkleider – vielde von diesen Schnitten werden wahrscheinlich mehrmals genäht werden. Oder leicht angepasst werden, denn das können alle Kursteilnehmerinnen nun!
Mein Ergebnis: Ein bequemes Sommerkleid und ein vielseitiger Schnitt
Mit meinem individuellen, auf meine Masse gefertiges Kleid bin ich sehr zufrieden! Genau so hatte ich es mir vorgestellt! Es trägt sich prima sowohl in den Ferien als auch mal an einem Tag im Büro mit Kundenterminen. Alleine hätte ich es so nicht hingekriegt: Man kann ja nicht selber abstecken oder an sich selbst beurteilen, wo der Schnitt noch nicht perfekt sitzt. Dafür braucht man eben einen Kurs, wo einmem ein Profi Feedback geben kann.
Doch ich habe ja nicht nru dieses Sommerkleid aus dem Kurs mit nach Hause genommen: Nein, auch einen tollen Grundschnitt, den ich selbst anpassen und varieren kann und einige Tricks zum perfekten Nähen von Kleidern. Ich werde diesen tollen Schnitt mit meinen persönlichen Massen nicht das letzte Mal verwendet haben! Und falls ich dann plötzlich doch mal eine Bikinifigur haben sollte, weiss ich ja jetzt, wie ich den Schnitt ganz einfach anpassen kann!
Fazit zum Kompaktkurs Nähen & Schnitt: Kleid
Ich muss zugeben, dass ich am Anfang dachte: naja, ich kann ja eigentlich nähen und Schnittmuster zeichnen. Aber auch ich habe noch sehr viel gelernt! Meine Ausbildung liegt ja schon fast 20 Jahre zurück und dieser praktische Kurs hat mir sehr viel wieder in Erinnerung gerufen. Durch die tollen Unterlagen habe ich das Wissen auch schön aufbereitet da – falls ich im nächsten Frühling mein nächstes Sommerkleid nähen möchte. Und endlich sind bei mir unsichtbare Reissverschlüsse auch wirklich unsichtbar! Darüber freue ich mich echt! Und ich musste nur ein, zwei Tipps befolgen, die mir Barbara gezeigt hat. Die in nem Nähheft mühsam nachzulesen, das habe ich doch einfach noch nie richtig gemacht sondern einfach geschnurpft. Dies ist nun vorbei!
Nun fragt ihr euch vielleicht noch, ob der Kurs auch für Teilnehmerinnen ohne viele Vorkenntnisse geeignet ist: Ja, durchaus. Natürlich geht der Kurs in einem gewissen Tempo vor und die Kenntniss von gewissen Grundbegriffen sind von Vorteil. Die Teilnehmerzahl ist aber überschaubar und so kann auf individuelle Fragen eingegangen werden. Ich kann dir so einen Kurs also nur empfehlen!
Hinweis: Die abgebildeten Teilnehmerinnen haben mit freundlicherweise die Genehmigung gegeben, diese Fotos zu veröffentlichen.
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