Skipulli aus Bio Wollfleece nähen – und den Stehkragen selbst konstruieren
Es ist jedes Jahr schwierig: Was schenke ich meinem Mann zu Weihnachten? Dieses Jahr kam mir die libe Cornelia von NaturstoffePur zu Hilfe mit ihrem tollen Stoff: Sie verkauft Bio Wollfleece. Ja, das ist ein Material so luftig wie Fleece, aber eben nicht synthetisch sondern 100% Merino-Wolle! Da sich mein Mann einen neuen Skianzug gekauft hatte, musste auch der farblich passende Skipulli her. Und so setzte ich mich ans Projekt…
Leider fand ich kein Herren-Schnittmuster mit Stehkragen mit Reissverschluss. Also musste ich den Stekragen selbst zeichnen. Wie das geht (gar nicht schwer) zeige ich dir in diesem Tutorial. So kannst von einem einfachen Grundschnitt selbst einen Stehkragen konstruieren und einfach nähen.
Materialkunde: Was ist Bio Wollfleece (100% Merino)?
Bio Wollfleece aus 100% Merinowolle von NaturstoffePur ist ein sehr warmer, mitteldicker aber äusserst leichter Stoff. Das Gewicht ist mit 300g/m2 angegeben und ist somit ähnlich wie ein Sweat. Es fühlt sich auf jeden Fall äusserst leicht und luftig an! Fleece ist ein (leicht) elastisches Gewebe, da es erst gestrickt wird mit Schlaufen (ähnlich wie Frottee): auf der einen Seite hat es Schlaufen, auf der anderen Seite ist der Stoff glatt. Danach werden die Fasern gebürstet und aufgerauht: so entsteht eine Oberfläche entsteht, die wie eine Wolke aussieht. Der Stoff wird auf beiden Seiten gebürstet, wer aber ganz genau schaut, sieht eine rechte und eine linke Seite: Die linke Seite ist die, wo man am Webrand noch einen Streifen mit Schlaufen sieht.
Der Bio Wollfleece von NaturstoffePur ist aus 100% mulesingfreier Merino Wolle. Deshalb ist er
- sehr warm (mein Mann konnte diesen Skipulli nur bei unter Null Grad tragen!)
- feuchtigkeitsregulierend (man schwitzt nicht darin)
- antibakteriell (man stinkt nicht…)
- pilling-frei! (wirklich! Auch nach mehrmaligem Tragen sehe ich kein einziges Knöllchen, nicht mal ein winzigkleines unter den Armen!)
- sehr kuschelig: der Stoff, “obwohl Wolle”, kratzt überhaupt nicht! Auch dies kann ich bestätigen aus erster Hand: Mein Mann trug den Pulli auch mit nur einem T-Shirt drunter und es hat NICHT gekratzt an den Armen!
Leider ist er auch relativ teuer – aber wenn man danach lange Freude hat an seinem Kleidungsstück ist es die Investition wert!
Wie verarbeite ich Bio Wollfleece?
Vorweg: Bio Wollfleece lässt sich sehr einfach verarbeiten! Ich empfehle jedoch folgende Hinweise zu beachten:
- Vorwaschen! Den Wollfleece for dem Zuschneiden bei 30Grad im Wollwaschprogramm vorwaschen und bügeln. Der Stoff kan sonst bis zu 10% eingehen – und das möchtest du nicht, dass es passiert nach dem Nähen!
- 10% mehr bestellen! Aus diesem Grund empfehle ich dir auch, rund 10% “zuviel” zu bestellen – es wäre ja schade, wenn am Ende 5cm fehlen
- Bügeln! Den Wollfleece vor dem Zuschneiden bügeln, damit es keine Dellen mehr im Gewebe hat. in der Beschreibung von NaturstoffePur steht, man darf den Stoff nur auf Stufe 1 bügeln – ich habe aber auf Stufe 2 gebügelt und es ging gut…
- Franst nicht aus: Wollfleece franst nicht aus (kann sich aber mit der Zeit beginnen zu wellen), die Kanten oder Säume können gesäumt oder mit Schrägband oder Bündchen eingefasst werden – man kann sie auch “so” stehen lassen, es ist Geschmackssache.
- Jersey-Nadel verwenden: Zum Nähen empfehle ich eine Nadel mit runder Spitze um die Fasern nicht zu verletzen. Am besten nähst du mit einem elastischen Stich (Ich machte den Pulli mit der Overlock und der Zwillingsnadel). Die Stichlänge nicht allzu kurz einstellen.
- Nähfussdruck erhöhen! Da es doch ein relativ dicker Stoff ist, empfehle ich dir, den Nähfussdruck zu erhöhen (falls deine Maschine das kann). So wird der Stoff besser zusammengedruckt und es ergibt schönere Nähte. Ausserdem verzieht es Overlock-Nähte nicht.
Was ich nicht getestet habe ist, welche Einlage man verwenden sollte. Ich habe die Einlage nur auf den Jersey gemacht und nicht auf den Fleece. Auf Wolle kleben Einlagen normalerweise schlecht, drum hab ich’s gar nicht erst probiert! Wenn du Einlage direkt auf den Wollfleece bügeln möchtest unbedingt eine Materialprobe machen! Und ich würde mich freuen, von dir zu lesen, wenn du es probiert hast!
Dies beachtet kann Wollfleece ganz einfach verarbeitet werden!
Solche Dellen warf der Stoff bei mir vor dem Waschen. Nach dem Waschen und bügeln war jedoch alles schön glatt!
Los geht’s! Schnittmuster für Skipulli mit Stehkragen abändern
Ein Stekragen ist der einfachste Kragen überhaupt. Deshalb keine Angst, ihn selbst zu konstruieren! Hier zeige ich dir, wie du Schritt für Schritt vorgehen kannst um deinen eigenen, massgeschneiderten Stehkragen zu machen.
Ausgangspunkt: Grundschnitt oder Sweatshirt-Schnittmuster
Ich startete von einem einfachen Sweatshirt Schnitmuster für Herren und habe da nur den Kragen abgeändert. Ich verwendete das Schnittmuster Sweatshirt mit Druckknöpfen F/S 2010 #7734C für Herren von Burda. Ich finde, es ist eher weit geschnitten, also im Zweifelsfall lieber eine Grössen kleiner zuschneiden!
Du kannst aber auch von einem anderen Schnittmuster starten, das du hast. Wichtig ist einfach, dass der Halsauschnitt am Hals anliegt. z.B. bei einem Hoodie-Schnittmuster.
1. Halsausschnitt etwas erweitern
Ich wollte den Halsausschnitt nicht extrem eng am Hals haben – weils sonst zu warm gewesen wäre und ich noch nicht 100% sicher war, ob der Wollfleece auch wirklich nicht beisst… Also habe ich den Halsausschnitt etwas vom Hals entfernt.
Lege das Schnittmuster für das Vorder- und Rückenteil an der Schulternaht aneinander, damit du kontrollieren kannst, ob die Halsrundung stimmt (orange Linie).
Nun misst du die Länge der orangen Linie mit einem Massband. Miss dabei genau von der Seiten- bis zur Schulternaht. Zähle beide Längen zusammen und notier dir die Werte. In meinem Fall waren dies 15,7 und 9,9cm, zusammen nach Adam Riese 25,7cm. Nun kannst du auch kurz kontrollieren und das Massband mit dem doppelten dieser Länge um den Hals halten und entscheiden, ob es dir zu eng oder zu weit ist.
2. Stehkragen konstruieren
Nun konstruieren wir den Stehkragen. Dafür brauchst du einfach ein genügend grosses Papier.
1. Als erstes zeichnen wir ein Rechteck, das so lange ist wie vorhin den Halsausschnitt gemessen hast und so hoch, wie du den Stehkragen hoch haben möchtest. Ich habe den Stehkragen 6cm hoch gemacht. Zeichne dabei auch ein, wo die Schulternaht ist und wo hinten und vorne ist (beim längeren Stück).
2. Nun zeichnen wir in der vorderen Mitte im rechten Winkel 1cm nach oben und verbinden diesen Punkt mit einem Kurvenlinieal mit der Grundlinie.
3. Nun zeichnen wir eine gerade Linie von diesem Punkt weg nach oben: dies ist die Mittelnaht des Stehkragens, wo der Reissverschluss hinkommt. Wenn du die Linie nach rechts zeichnets, schmiegt sich der Kragen an den Hals an, würdest du sie (weit) nach links machen, so steht der Kragen vom Hals ab. Zeichne nun ebenfalls 6cm ein und verbinde auch die obere Kante mit dem Kurvenlineal mit der oberen Linie des Rechtecks. Und schon ist dein Kragen fertig!
3. Besatz konstruieren
Den Kragen möchtest du natürlich füttern, deshalb müssen wir nun noch das Schnittmuster für den Besatz zeichnen. Ich habe den Besatz aus Jersey gemacht – in der Kontrastfarbe orange.
Der Besatz ist im Prinzip einfach ein Stück stoff, ca. 5cm breit vom Halsausschnitt weg. Für die Konstruktion legst du am besten das Vorder- und Rückenteil wieder an der Schulternaht zusammen und kopierst den Halsausschnitt. Von dort zeichnest du nun eine parallele Linie in 5cm Abstand.
Vorne wollen wir ja einen Reissverschluss einnhen, aus diesem Grund geht der Besatz da bis in die vordere Mitte, so weit, wie du möchtest. Ich hatte einen 25cm Reissverschluss, d.h. abzüglich 6cm Kragen ging der Reissverschluss vorne noch 19cm weit nach unten, d.h. der Besatz wurde ca. 25cm lang.
Nun das Schnittmuster für den Besatz ausschneiden.
Skipulli mit Stehkragen nähen
Ich mach das hier nicht allzu ausführlich: Du hast ja normal auch eine Anleitung dabei bei deinem “Grund-Schnittmuster”. Hier einfach die wichtigsten Schritte:
- Zuschneiden ist ganz einfach: Gib an den Nähten 4/3 cm Nahtzugabe (oder soviel wie du mit der Overlock brauchst) und beim Saum 3cm, zeichne ein, wo der Reissverschluss vorne eingenäht werden soll
- Vorder- und Rückenteil an den Schultern zusammennähen
- Kragen an der Oberkante mit dem Besatz verstürzen und bügeln (ich habe, um Stoff zu sparen, hinten beim Kragen eine Naht gemacht, man kann den Kragen natürlich auch im Bruch zuschneiden)
- Besatz ebenfalls hinten in der Mitte rechts auf rechts zusammennähen
Zuschneiden | Besatz hinten in der Mitte r-a-r zusammennähen & bügeln |
Vorder- und Rückenteil an den Schulternähen zusammennähen | Kragen an der Oberkante r-a-r auf mit dem Besatz zusammennähen |
- Kragen rechts auf rechts an den Halsausschnitt nähen, dabei darauf achten, dass die Vorderkanten und die hintere Mitte aufeinandertreffen
- Besatz des Kragens auf die linke Seite bügeln
- Reissverschluss einnähen, dabei darauf achten, nicht zu weit einzuschneiden (ist mir fast passiert!)
- Nun beim Halsausschnitt den Kragen und den Besatz auf der Nahtzugabe zusammennähen, dabei einfach mit der Overlock oder einem Zickzackstich auf der Naht die beiden Teile zusammennähen – ca. 3cm vor der vorderen Mitte stoppen.
- Besatz vorne beim Reissverschluss umlegen und von Hand annähen (ich wollte keine Steppnaht gleich neben dem Reissverschluss, du kannst den RV natürlich auch absteppen)
- Nun noch die unteren Enden des Reissverschlusses mit der Nahtzugabe des Pullis zusammennähen (2-3x hin- und her)
- Säume mit der Zwillingsnadel absteppen
- Zum Schluss kommt nun noch die Krönung: den Besatz rundum feststeppen! Diese Ziernaht macht den ganzen Pulli aus und sollte natürlich möglichst genau sein. Ich habe die Naht mit Kreidestift angezeichnet: immer schon 4cm vom Halsauschnitt weg, vorne habe ich die Rundung von Hand gezeichnet (ich wollte keine eckigen Ecken).
- Das Absteppen geht am einfachsten, wenn du den Abstandsmesser bei deinem Füsschen montierst und so immer schön parallel zur Halsausschnittnaht nähst
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